Interview Dirk Hohmeyer 02


"
Too little time, too many hits"

Das Herbstinterview - Teil 3

Im zweiten Teil vom Interview erfahrt Ihr einiges über das Treffen mit Cliff Richard in Portugal, warum die Verpflichtungen 2010 so mühsam waren und wie es zur Verpflichtung von Kid Creole gekommen ist. Dirk macht uns zudem neugierig auf die Show und verrät, ob es eine CD und eine Blu-Ray 2010 geben wird. Fakten, Fakten, Fakten und knallhart nachgefragt... Gute Unterhaltung!


Stephan: Wie war Euer Treffen mit Cliff Richard in Portugal?

Dirk: Das Treffen mit Cliff Richard war unheimlich nett. Es war an meinem Geburtstag, wir haben ein herzliches Willkommen gehabt und es gab gleich Champagner aus eigenem Anbau. Wir sprachen erst einmal eine Stunde über Gott und die Welt, anstatt über die Proms. John Miles war mitgekommen. Er ist ein großer Fan von Cliff Richard. Und ich wusste auch, dass Cliff ein Fan von John Miles ist. Es war also ein riesen Entree gewesen - völlig entspannt. Ein richtig herzliches Willkommen.

Cliff Richard hatte bestimmte Vorstellungen was er machen möchte. Nach dem Motto `jetzt reden wir über die Proms´ gab er uns eine CD. „Das ist das, was ich bei den Proms mache“ sagte er. Wir haben uns die CD nicht sofort angehört und haben ihm gesagt, dass wir auch Vorstellungen haben, was wir machen möchten. Es war eine höchst interessante Diskussion.

Wurde auch musikalisch gefachsimpelt?

Wir hatten uns gut vorbereitet. Mit Jan Vereecke und unserem Arrangeur Franck, John saßen wir vorher am Pool und haben uns die ausgedruckten Charts angeschaut. Unsere Frage war, welche Songs von Cliff Richard in den deutschen Charts waren. Da hast Du eine Liste mit über 100 Songs. Das muss man sich einmal vorstellen. Es ist schließlich ein grandioser Kompromiss geworden. Seine CD hat er gleich wieder weg genommen und Huey Lewis sagte einmal `Too little time, too many hits´ und das ist auch das Problem, das wir bei Cliff Richard haben. Es gibt gewisse Hits, hinter denen er nicht mehr steht, die er auch nicht mehr spielt, wenn er unterwegs ist.

Das alles konsteliert sich darauf, was man in die Show in 20 – 23 Minuten alles reinbringen kann. Es wird also auf jeden Fall ein Medley geben und wir werden alle Facetten seines langen Schaffens kurz berücksichtigen. Wir werden die Hits spielen und für Überraschungsmomente sorgen. Witzigerweise habe ich es zum ersten Mal miterleben dürfen, dass John Miles einen Wunsch geäußert hat. Es gibt nämlich einen Song von Cliff Richard, den John höchst interessant findet und der ihn selber musikalisch beeinflusst hat. Den hatten wir bei der Vorbereitung gar nicht auf dem Zettel. Und als John das gesagt hatte, rief Cliff ihm zu `was für eine tolle Idee!´.

Liebe Freunde der Proms, wenn auf einmal John Miles Rock`n´Roll mäßig auf der Bühne einsteigt, dann könnt ihr davon ausgehen, dass kurz danach Cliff Richard auf die Bühne kommt. Also richtig Teddy Boy mäßig! Man darf nicht vergessen, Cliff Richard hat seine Karriere in den 50ern als der englische Peter Kraus angefangen.


Stehen die Songs nicht schon bei der Vertragsunterschrift fest?

Der Manager hat mir die Songs diktiert. Ich habe es aber soweit wie möglich versucht `for example´ davor zu schreiben. Deshalb ist es auch so wichtig, ein Treffen mit den Musikern vorher zu machen. Es gibt dann Eigendynamiken.

Der Manager geht auf Nummer sicher; wenn Du aber Musiker miteinander reden lässt, die wollen eine geile Show haben. Die wollen einfach nur Spaß. Und genau das ist die Eigendynamik. Am Schluss ist alles berücksichtigt worden was Cliff wollte und was ich wollte, ein toller Kompromiss.


Wie kam es abschließend zur Verpflichtung von Kid Creole?

Nachdem wir drei Monate des Sommers versucht haben auch mit großen Namen die Show zu komplettieren, haben wir uns überlegt, das einzig und allein ein Party Element noch fehlt, damit die Leute beschwingt in die Pause gehen.


Hattest Du eine Auswahl von Künstlern, oder bist Du auf Kid Creole fixiert gewesen?

2007 mit Kid Creole (in Antwerpen) hat so viel Spaß gemacht, dass wir direkt eine SMS an August Darnell (Kid Creole) geschickt haben. Das war um 10:00 deutscher Zeit und um 10:15 war der Rückruf da. Er sagte direkt, dass er es macht und hat sich bereits während des Telefonats die Termine aufgeschrieben. Er sagte noch `ruf meinen Manager an und dann ist alles prima´. Nun war der Manager aber in Südafrika im Urlaub. Und er war schlecht erreichbar, weil er auf Safari war. Um es kurz zu machen: Der Manager hat jemanden aus seinem Büro bevollmächtigt die Unterschrift zu leisten. Eigentlich war es der alte Vertrag nur copy and paste, die neuen Daten rein – fertig.

Er ist ein absoluter Teamplayer. Wenn Du Dir das Video anschaust (`Annie, I´m not you daddy´) und Kid sagt `Give it to me Patrick (de Smet)´ oder der Ruf `Trombone´, dann merkst Du, was den ganzen Charme von Kid Creole & the Coconuts ausmacht. Er ist ein richtig aktiver Mensch und ich freue mich sehr.


Viele Forumsteilnehmer hätten gerne klangvollere Namen gehört.

Die Proms sind ein Wunschkonzert, zweifelsohne, und zwar das, was ich realisieren kann. Natürlich hätte ich auch gerne die Beatles oder die Rolling Stones unter Vertrag. Aber es sind einfach Realitäten, denen ich mich stellen muss. Es war selten genug in diesen Wochen, dass Geld der ausschlaggebende Faktor war, sondern die Verfügbarkeit der Künstler! Ob es nun Schwangerschaften oder andere Projekte waren oder sogar nur irgendein Termin während der Tour dazwischen kommt, dann geht es halt nicht. Und dementsprechend muss ich mich den Realitäten stellen. Ein Agent hat mir auch eine Künstlerin angeboten, die überhaupt nicht in der Lage war, die Night of the Proms in diesem Jahr zu spielen, weil sie schwanger ist. Hat der Agent nicht gewusst und ich habe es in der Zeitung gelesen. Viel Zeit ist hierbei unötigt verplempert worden.


Antwerpen hat sich mit dem Line-up auch schwer getan.

Es war nicht ein Proms Problem dieses Jahr Künstler zu finden. Es ist ein allgemeines Problem, Künstler zu finden. Dieses Jahr sind relativ wenige Künstler unterwegs. Ich habe dies auch bei den Radiostationen mitbekommen, die ihre öffentlichen Veranstaltungen auch kaum zu besetzten wussten. Es war einfach nicht viel los.


Müsste man nach diesen Erfahrungen nicht schon heute mit den Planungen für 2011 starten?

Wenn ich es könnte, würde ich es machen. Ich habe auch schon Gespräche geführt. Dieses Jahr sind Künstler durch das Raster gefallen, die eben aus terminlichen Gründen dieses Jahr nicht konnten und ich versuche die Gespräche zu verdichten. Ich bin immer so schnell wie möglich dran. Ich hatte letztes Jahr im November schon Cliff Richard unter Vertrag.


Mach uns doch einmal neugierig auf die Show 2010…

Der Bühnenaufbau wird ein komplett anderer sein, als wie man ihn aus dem Vorjahr kennt. Wenn man sich bisher eher links vor die Bühne gestellt hat, um die Band vor sich zu haben, die sollen sich nicht wundern, wenn die Band wo anders steht. Wir haben diese Bühne gekauft. Sie wird in diesem Jahr anders aufgebaut sein. Es werden 18 Leute Chor dabei sein. Für das Licht wird es ein sehr neues LED-System geben. Wir haben keine Side-Screens, also keine Bildschirme rechts und links neben der Bühne. Denn die ganze Bühne ist, wenn wir es brauchen, ein Bildschirm. Es wird sehr spektakulär und ich bin stolz, was Geert mit seinen Licht-Designern wieder auf die Reihe bringt. Richtig toll!


Wird es eine CD für Deutschland geben?

Ja! Es lohnt sich auf jeden Fall. Es ist auch ein Dienst am Kunden und wir müssen wieder zwangsweise die Mischung machen Live (Proben Antwerpen) und Live/Live (Konzert Antwerpen).


Wie laufen die Vorbereitungen zur DVD/Blu-Ray?

Die DVD ist fertig und liegt bei der FSK zur Altersfreigabe. In Belgien wird sie bereits jetzt erscheinen. In Deutschland wird sie im Oktober veröffentlicht. Es wird keine Blu-Ray geben. Die Originationskosten für eine Blu-Ray sind sehr hoch. Eine Blu-Ray ist leider auch nicht rückwärtskompatiebel. Heißt, eine Blu-Ray kannst Du nicht in einen DVD oder Laptop-Laufwerk einlegen. Wir haben lange überlegt, aber die Verkaufserwartungen die wir haben rechtfertigt die Produktion einer Blu-Ray Produktion nicht. Es kostet einfach zu viel Geld.


Danke für das ausführliche Gespräch!










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